Welche Lösungen braucht die Schweiz, um die Kräfteverhältnisse im Arbeitsmarkt wieder auszugleichen?
Arbeit ist mehr als Ökonomie. Sie weist eine soziale und politische Komponente auf und beeinflusst das Selbstwertgefühl der Schweizer:innen. Eine «gesunde», arbeitende Bevölkerung ist gleichzeitig eines der wichtigsten Kapitale unseres Landes. Ein guter Grund das Thema «Arbeitsraum Schweiz» anlässlich des jährlichen StrategieDialog21 Retreats im exklusiven Kreis mit dem Förderbeirat und Vertreter:innen aus der Politik, der Wirtschaft und Wissenschaft gezielt und in die Tiefe zu beleuchten. Denn Tatsache ist, dass vom Multi bis zum Kleinstbetrieb alle um menschliche Ressourcen ringen. Und, dass der Arbeitskräftemangel nicht an der Landesgrenze stoppt, sondern eine globale Herausforderung ist.
Neue Skills sind gefragt
Vor noch nicht allzu langer Zeit hatten wir Bedenken davor, dass neue Technologien menschliche Arbeit überflüssig machen würde, uns bald die Arbeit ausgehen könnte. Heute sind wir überzeugt, dass sie uns in vielen Bereichen helfen, Produktivität und Qualität gezielt und gewinnbringend zu steigern. Entscheidend ist, dass wir agil bleiben. Der Umgang mit diesen neuen Möglichkeiten will gelernt sein. Neue Skills sind gefragt und entsprechende Umschulungen nicht nur nötig, sondern entscheidend. Auch die Weiterentwicklung der persönlichen Fähigkeiten ist gefragt. Wer seine Kund:innen und Arbeitnehmer:innen versteht, flexibel und gleichzeitig gezielt auf stetig ändernde Bedürfnisse und Wünsche eingehen kann, wird auch künftig über ausreichend (menschliche) Ressourcen verfügen und erfolgreich sein.
Löst Vollzeitbeschäftigung die Herausforderung?
Die Meinungen dazu gehen auseinander. Klar ist, dass eine höhere Vollzeitbeschäftigung einen weiterführenden gesellschaftlichen Wandel braucht. Vereinbarkeiten wie Familie und Beruf müssen zukunftsfähig und attraktiver werden. Es braucht neue Erwerbsmodelle.
Bildungssystem Schweiz
Die Schweiz hat mit dem dualen Bildungsweg ein weltweit einzigartiges System, das als einer der Erfolgsfaktoren unserer Wirtschaft gilt. Seit einigen Jahren wählen aber viele Junge den eher klassischen Weg «gymnasiale Matur» mit anschliessendem Studium und erst späterem Einstieg ins Berufsleben. Die Folge ist eine Überakademisierung der Schweiz. Es fehlen junge Fachleute, die einen handwerklichen Beruf von Grund auf erlernt haben.
Was wäre unser Land ohne all die praktische Intelligenz, die es braucht, um Häuser zu bauen, Gärten anzulegen oder Brot zu packen? Diese Wertigkeit für handwerkliche Berufsbilder gilt es zu modernisieren und zu schärfen. Es gilt das duale Bildungssystem wieder attraktiver zu machen.
Wir leben «in guten Zeiten»
Grundsätzlich blicken die Schweizer:innen optimistisch in die Zukunft. Dies gemäss dem Chancenbarometer 2022, das im vergangenen Herbst veröffentlicht wurde.
Am 29. September stellt der StrategieDialog21 die 4. Hauptausgabe der Publikation mit Schwerpunkt Arbeits- und Fachkräftemangel vor. Anlässlich des Chancentags an der Universität Zürich werden in vier Chancenlabs konkrete Lösungen erlebbar und Tool greifbar gemacht.
Wir freuen uns bereits jetzt auf einen aktiven Tag und ziehen folgendes Fazit unseres Retreats: Gelingt es Unternehmer:innen die Kernfähigkeiten ihrer Mitarbeitenden zukunftsfähig weiterzuentwickeln, ihre Firmen als «grosse Familie» zu führen und gelingt es uns als Gesellschaft Flexibilität in allen zentralen Bereichen zu kultivieren, dürfte der Megatrend Arbeitskräftemangel mittelfristig wieder abklingen.