Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich. Jeder bringt seine Geschichte und seine Ideen mit, die inspirieren und berühren können. Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.
Im Januar 2020 teilen uns drei Charakterchöpf offen und ehrlich ihre Gedanken zum Thema «Im Januar fand zum 50. Mal das WEF in Davos statt. Wie wichtig sind solche Plattformen heute noch für unsere Gesellschaft?» mit.
Die Beiträge sind von den Autoren selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.
Auf Twitter und Facebook kann jetzt für den Charakterchopf des Monats abgestimmt werden:
«Plattformen wie das WEF sind aus meiner Sicht wichtiger denn je. In einer einzigartigen Atmosphäre finden in Davos Unternehmer, Wissenschaftler und Politiker zusammen und suchen den Dialog. Durch den oft auch informellen Austausch entstehen interessante Opportunitäten und internationale Vernetzungen. Für mich gehört Davos zu einem absoluten Pflichttermin, der jedes Jahr weiter an Relevanz gewinnt.»
Marc P. Bernegger, Tech-Unternehmer
«‹Politik ist die Kunst des Möglichen› sagte Otto von Bismarck. Das Mögliche ist
immer das Ergebnis von Dialog und Auseinandersetzung. Finden beide nicht statt, ist die Politik am Ende, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsentwicklung werden instabil. Die Welt brennt an vielen Orten. Multilateralismus und sogar das Modell der liberalen Demokratie sind unter Druck. Umso mehr braucht es formatfreie Foren wie das WEF, in denen sich die unterschiedlichsten Anspruchsgruppen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik physisch und vertraulich näher kommen – gerade wenn ihre Werte weit auseinander liegen. Der persönliche Dialog lässt sich nicht ersetzen. Er wird umso relevanter, je mehr der Zwang steigt, die eigene Position permanent social-media-gerecht aufzuarbeiten.
Die Schweiz ist ein Hub für Vermittlung und Verhandlung, das WEF eines ihrer Markenzeichen. Vielleicht sollten die Regeln für die WEF-Teilnahme helvetisiert werden: Der sachdienliche Dialog für global messbare Fortschritte, eine offensivere Nachführung der WEF-Agenda und statt dem hochmotorisierten Aufmarsch von Donald Trump, mehr Raum für konkrete Brancheninitiativen. Das WEF als Knotenpunkt kollektiver Intelligenz ist mehr als eine Who-is-Who-Bühne für Polit-
Künstler.»
Petra Huth, Beraterin für Wirtschafts- und Sozialpolitik
«Um zentrale Entscheidungen treffen zu können, braucht es einen persönlichen Austausch und dementsprechend Events wie das WEF. Obwohl ich die Grundidee des WEF als sehr positiv erachte, stehen solche Plattformen oft in der Kritik: Anstatt gemeinsam Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden, werden sie häufig als Bühne genutzt, um sich selbst und die eigenen Interessen zu präsentieren. Auch fehlen Stimmen derjenigen Generationen, die sich in Zukunft für die Belange der Welt einsetzen werden. Da sich die zukünftigen Führungspersonen grösstenteils in der Online-Welt bewegen, finden Diskussionen dementsprechend dort statt, was sicherlich auch Nachteile mit sich bringen kann. Dennoch kann das Beispiel ‹Arabischer Frühling› genannt werden, das aufzeigt, wie sich Personen und Personengruppen über Social Media vernetzen und sich gemeinsam für ein Thema einsetzen. Durch fehlendes Mitspracherecht und der teils fragwürdigen Interpretation des Events, wird das WEF meiner Meinung nach durch dynamischere Alternativen – online und offline – ersetzt oder zumindest an Bedeutung verlieren.»
Raphael Tobler, Geschäftsführer eduwo