Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich.
Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.
In der Special Edition teilen uns drei Charakterchöpf offen und ehrlich ihre Gedanken zum Thema «Gibt uns die Krise einen Schub in der Digitalisierung? Wie nehmen Sie das für Ihr Geschäftsmodell wahr?» mit.
Die Beiträge sind von den Autoren selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.
Auf Twitter, Facebook und in unserer Instagram-Story kann während 24 Stunden für den Charakterchopf gestimmt werden, der ihnen am besten gefällt:
Unsere Charakterchöpf
«Die aktuelle Krise lässt die Digitalisierung in stark erhöhtem Tempo voranschreiten: von Online Shopping, Remote Schooling über eApéro - viele Lebensaspekte wurden von heute auf morgen in den virtuellen Raum verschoben. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass bei diesem digitalen Hauruck die Zeit für notwendige ethische Überlegungen, Ko-Kreation und nachhaltige Planung fehlte. Aus der Not erzwungene Experimente können unseren Umgang mit neuen Technologien und die dafür notwendige Infrastruktur langfristig prägen, weshalb die Reflexion über unsere gesellschaftlichen Anforderungen und deren zukunftsfähigen Lösungen unbedingt nachgeholt werden muss. Wie soll und wird das neue Normal aussehen? Dieser Frage müssen wir gemeinschaftlich nachgehen. Ein Beispiel dafür, wie diese Aufarbeitung aussehen könnte, ist das Digitale Lernlabor, welches es Schulen seit über einem Jahr ermöglicht, inklusiv, kollaborativ und interdisziplinär die eigene Digitalisierung zu gestalten.
Aus Geschäftsperspektive ist es nun umso mehr die Zeit, Neues zu wagen, zu diversifizieren und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Der Schweizer Perfektionismus muss aktuell innehalten und Raum für Experimentierfreudigkeit und eine Fehlerkultur bieten. Die momentan gesteigerte Solidarität stärkt das zivilgesellschaftliche Engagement und die Erwartung an Organisationen, einen Beitrag zu leisten. Organisationen mit diversifizierten Einnahmequellen und der Bereitschaft, sich schnell auf neue Projekte einzulassen, erweisen sich als beständiger. Der #VersusVirus Hackathon, welchen Opendata.ch mitorganisiert hat, vereinte diese Elemente: innert wenigen Tagen haben sich dutzende Organisationen entschlossen, einen digitalen Hackathon gegen die Auswirkungen von Covid-19 zu stemmen und es ist uns gelungen, innert nur zwei Wochen die notwendige Finanzierung wie auch über 4000 Teilnehmende für dieses grosse Experiment zu engagieren.»
Nikki Böhler, Geschäftsleiterin Opendata.ch / Migründerin Digitales Lernlabor / Co-Initiatorin #VersusVirus
«Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir von einem Schub in die Digitalisierung per se sprechen können. Vielmehr, so denke ich, erleben wir als Gesellschaft gerade einen Schub in die Akzeptanz digitaler Angebote. Angefangen beim Einkaufen von Lebensmitteln in Onlineshops bis hin zur Nutzung völlig digitaler Logistiklösungen, wie wir sie bieten. Viele der Neukunden, die wir im Laufe der Krise gewonnen haben, sind sich allerdings bewusst, dass sie ihre Produkte nun idealerweise auch online auf dem eigenen Webshop anbieten und dies mit einem Heimlieferservice verknüpfen. Die Krise zeigt allen Unternehmen, die Waren verkaufen, klar ihre Grenzen auf – wenn sie nicht vorher schon im Stande waren, jederzeit ihre Kunden auch beliefern zu können. Einer smarten Logistikplattform wie LuckaBox gibt die Krise natürlich stark Rückenwind. Es macht Spass, so vielen Unternehmen aufs nächste Level zu helfen.»
Aike Festini, Co-Founder & CEO LuckaBox Logistics AG
«Natürlich betrifft die Krise die Eventbranche stark und zwingt uns momentan sämtliche Veranstaltungen entweder ganz abzusagen oder als online Version zu bringen. Als Moderatorin muss ich jetzt tech savvy sein, um zum Beispiel Broadcasting Tools nutzen zu können. Und endlich nehme ich mir Zeit Skills weiterzuentwickeln, die ich bisher auf die lange Bank geschoben habe; Video editing zum Beispiel.
Wenn hier jetzt allerdings von einem Schub in die Digitalisierung gesprochen wird, klingt mir das zu positiv. Es funktioniert schon, Workshops und Konferenzen per Zoom zu halten oder Konzerte zu streamen. Und geografische Entfernung ist auch kein Hindernis mehr, um teilzunehmen.
Aber es ist einfach nicht das Gleiche, live mit vielen anderen vor Ort zu sein oder allein auf der Couch oder am Schreibtisch zu sitzen und zu hoffen, dass der Funke überspringt. Wir alle sehnen uns doch danach, uns wieder wirklich begegnen zu können. Uns mit einem physischen Gegenüber auszutauschen, Zusammenhalt zu spüren und etwas zu erleben.
Ich kann es kaum erwarten, wieder Raum für echte Begegnung zu schaffen, an dem sich die Gäste wohlfühlen, öffnen können, diskutieren und nahbar sind.
Das werden digitale Formate nicht ersetzen können.»
Lea Grüter, Moderatorin & Storyteller