Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich. Jeder bringt seine Geschichte und seine Ideen mit, die inspirieren und berühren können. Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.
Im Oktober 2020 teilen uns drei Charakterchöpf offen und ehrlich ihre Gedanken zum Thema «Mindestlohn im Kanton Genf, Zonenplan für Hunde in Zürich. Was liebst du dennoch am Föderalismus der Schweiz?» mit.
Die Beiträge sind von den Autor:innen selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.
Auf Twitter, Facebook und in unserer Instagram-Story kann während 24 Stunden für den Charakterchopf des Monats gestimmt werden:
Unsere Charakterchöpf
«Mindestlohn im Kanton Genf, Zonenplan für Hunde in Zürich» – nicht trotzdem, sondern genau darum gefällt mir der Föderalismus. In Verbindung mit der direkten Demokratie stellt er die Alltagstauglichkeit der Politik ebenso sicher wie die Möglichkeit, visionär zu sein: Politik nahe bei den Menschen und vor allem durch die Bürger selbst. Doch in der Corona-Krise zeigt sich auch mancher Mangel des föderalen Systems. Die Kleinräumigkeit des Landes lässt Zweifel am Sinn kantonaler Entscheide aufkommen. Und wie sich zeigt, fallen unpopuläre Massnahmen umso schwerer, je näher man bei den Bürgern ist. Die Antwort darauf sollte aber nicht in mehr Zentralismus liegen. Sondern erstens darin, auch auf Gemeinde- und Kantonsebene Leadership zu zeigen und zweitens sinnvolle Absprachen über den eigenen Geltungsbereich hinaus zu treffen.»
Sermîn Faki, Ressortleiterin Politik Blick-Gruppe
«Ich muss zugeben, ich bin keine Crypto-Föderalistin. Trotzdem bin ich sehr stolz auf unser schweizerisches politisches System und unsere direkte Demokratie. Entscheide werden so nah wie möglich an den beteiligten Personen gefällt. Föderalismus ermöglicht Innovation, da grundlegende Gesetzesänderungen auf einem kleineren Territorium eher umsetzbar sind und danach auf das ganze Land ausgeweitet werden können. Direkte Demokratie gibt uns das Gefühl, dass wir unser Leben bestimmen können, was uns systematisch in die Topplätze der Happiness-rankings bringt. Föderalismus hat viel Gutes, aber heute verlangsamt er auch die notwendige Digitalisierung der Schweiz. So wie in den letzten 150 Jahren die Schweiz Tunnels und ein Autobahn- und Nationalstrassennetz gebaut hat, müssen wir heute die digitalen Grundinfrastrukturen bauen. Daten sind das neue Öl, hier muss die ganze Schweiz am gleichen Strick ziehen und zwar schnell.»
Anja Wyden Guelpa, CEO civicLab
«Die Schweizer Bevölkerung ist heterogen. Der Föderalismus wird dieser Heterogenität gerecht und repräsentiert sie. Nur dank unserem föderalen System lassen sich auch regionale Anliegen umsetzen, die nicht für das ganze Land tragbar wären. Es lässt Raum für Mut, der es wiederum zulässt, dass Kantone und Städte Vorreiterrollen einnehmen und die Schweiz vorwärts bringen. Ein Beispiel dafür ist das Stimmrecht ab 16 Jahren. Mir gefällt zudem insbesondere, dass der Föderalismus es erlaubt, dass Kantone auch Verantwortung übernehmen dürfen und müssen und sich nicht jegliche Entscheidungen auf ein einziges Zentrum konzentrieren.»
Lara Weibel, Gemeindeanimatorin