Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich. Jeder bringt seine Geschichte und seine Ideen mit, die inspirieren und berühren können. Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.
Im Februar 2021 teilen uns drei Charakterchöpf offen und ehrlich ihre Gedanken zum Thema «Die Schweiz stimmt bald über die E-ID ab, die App Clubhouse ist in aller Munde, das Contact Tracing-App hingegen kommt knapp auf zwei Million Nutzer pro Tag. Wenn Sie sich eine perfekte App wünschen könnten, welche wäre das? Welche Funktionen müsste diese App haben?»
Die Beiträge sind von den Autor:innen selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.
Auf Twitter, Facebook und in unserer Instagram-Story kann während 24 Stunden für den Charakterchopf des Monats gestimmt werden:
Unsere Charakterchöpf
«Die perfekte App für den öffentlich-politischen Diskurs ist nicht auf Polarisierung ausgerichtet. Das sind Facebook und Co. eigentlich auch nicht, aber es ist ihr Kollateralschaden. Ihr Geschäftsmodell nimmt Polarisierung und die Produktion von Fake News in Kauf, weil sich die Plattformen an Aufmerksamkeit orientieren. Die App, die ich designen würde, hat die Vielfalt von Meinungen im Blick. Das heisst die Anreize sind so gesetzt, dass ich nicht möglichst viel Aufmerksamkeit mit scharfen, schnittigen Meinungen, die polemisch und verletzend sind, erreiche. Sondern es sollte möglichst konsensorientiert sein, damit man mit differenzierten Argumenten eine Mehrheit der Menschen überzeugt. Eine Orientierung am Gemeinwohl. Wenn eine Plattform so beschaffen, ist, dass ich das Interesse habe, so zu argumentieren, zu debattieren und zu interagieren, dann sind die Anforderungen an meine perfekte App erfüllt.
Diese App wird nicht gratis sein, weil ein Geschäftsmodell ist immer dahinter. Da muss man sich überlegen, welche Leistungen angeboten werden, damit der User bereit ist dafür zu zahlen. Ich persönlich würde sicher zwei, drei Franken ausgeben, damit meine Daten nicht verarbeitet werden und ich die Funktionen dieser Debatten in Anspruch nehmen kann. Klar, gewisse Daten müssen immer gesammelt werden, damit mich die App z.B. wieder erkennt als registrierte Userin. Aber nicht Daten auf Vorrat sammeln, wie z.B. wo ich gerade bin oder welche Geräte ich nutze, die dann weiterverkauft werden. Somit wäre also meine perfekte App nicht gratis, schützt aber meine Daten und ist auf Vielfalt ausgerichtet.»
Adrienne Fichter, Herausgeberin Buch #Smartphone-Demokratie (NZZ Libro), Journalistin Republik
«Die App Signal ist ein schönes Beispiel für eine datenschutzkonforme App, die sich über eine Stiftung sowie Spenden und nicht über die Monetarisierung unserer Daten finanziert. Signal bietet alle Funktionalitäten z.B. von Whatsapp an, jedoch ohne Inhalte oder Metadaten zu sammeln bzw. zu verkaufen. Sie hat aufgrund prominenter Unterstützung durch Elon Musk in den letzten Wochen massiv an Nutzern und Wachstum gewonnen und wird somit für ein grösseres Publikum interessant. Denn in der digitalen Welt gilt bis heute: "The winner takes it all". Nur wer genug Nutzer:innen und Nutzen bietet, überschreitet die kritische Masse, um attraktiv genug zu sein. Nun liegt es an uns Kunden und Kundinnen zu entscheiden, wie wir für digitale Dienstleistungen bezahlen wollen: mit Cash oder unseren Daten?»
Christina Kehl, Managing Partner und Board Member Swiss Fintech
«Spontan kommt mir eine „Mother-of-all-Messenger-Apps“-App in den Sinn. Eine App, die sämtliche eingehenden Nachrichten bündelt. Aber das ist etwas illusorisch. Wenn ich mir deshalb überlege, was mir aktuell wirklich am meisten nutzt, wäre es eher das Gegenteil davon: Eine App, die mich langfristig dabei unterstützt, meine Zeit während des Tages möglichst sinnvoll einzusetzen. Sei dies über die Reduktion von Ablenkung, Förderung von Kreativität oder Maximierung der Achtsamkeit.»
Dominic Stöcklin, Head of Social Media Schweiz Tourismus, Studiengangsleiter HWZ