Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich. Jeder bringt seine Geschichte und seine Ideen mit, die inspirieren und berühren können. Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.
Im Mai 2018 teilen uns drei Charakterchöpf offen und ehrlich ihre Gedanken zum Thema «Wenn Sie Bundesrat/Bundesrätin wären, was würden Sie in der Schweiz verändern? Und wo gibt es hinsichtlich Digitalisierung Verbesserungspotential?» mit.
Die Beiträge sind von den Autoren selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.
Auf Twitter und Facebook kann jetzt für den Charakterchopf des Monats abgestimmt werden:
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«Ach, Bundesrätin zu werden ist nicht gerade mein Karriere-Ziel... Ich würde aber das Selbe versuchen, was ich jetzt auch beim Campus für Demokratie mache, nämlich die unterschiedlichen Akteure näher zueinander bringen, damit mehr zusammengearbeitet wird und genau zuhören, was deren Bedürfnisse sind. Wahrscheinlich würde ich auch ein paar Mitwirkungs-Experimente machen wollen, wie ein partizipativer Budgetierungsprozess mit dem Volk oder so, da wären wahrscheinlich meine Bundesratskollegen nicht alle einverstanden. Bezüglich Verbesserung gibt es besonders in der Verwaltung noch ein paar Prozesse, die aus meiner Sicht, durch die Digitalisierung einfacher und schneller abgewickelt werden könnten. Hier fände ich es schlau, wenn nicht 26 einzelne Systeme eingeführt würden, sondern wenn sich Bund und Kantone auf eines einigen würden.
Im Internet-Informations-Dschungel versuchen wir auf der Website von Campus für Demokratie, das Wissen zur politischen Bildung und Partizipation etwas zu bündeln. Ich merke in Gesprächen aber trotzdem sehr oft, dass ein persönlicher Hinweis viel mehr Wert hat, als eine gut strukturierte Website.
Im Prozess der Digitalisierung müssen wir auf zwei Dinge aufpassen. Erstens, dass wir nicht die Gruppen vergessen, die noch nicht/oder nie digital unterwegs sind, damit niemand aus der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Zweitens ist es ein Problem, dass durch die vermehrte Digitalisierung, der Kontakt zu Menschen verloren geht und wir trotz allgegenwärtiger Vernetzung mit Einsamkeit in der Gesellschaft zu kämpfen haben. Ich persönlich geniesse das Privileg, dass ich täglich mit Menschen in Kontakt bin.»
Carol Schafroth, Geschäftsführerin Campus für Demokratie
«Als ich vor bald zwanzig Jahren in die Schweiz kam, landete ich beruflich bald beim Dachverband der Schweizer Wirtschaft und konnte an Abstimmungskampagnen zuerst mitarbeiten und diese wenig später auch leiten. Für mich als Zugewanderte ein Crash-Kurs in direkter Demokratie – der Einbezug der Bevölkerung in alle wesentlichen politischen Entscheide. Ich war beeindruckt. Vorher war ich es mir gewohnt, einmal alle vier Jahre den Bürgermeister meines Dorfes, die Regierung meines Bundeslandes und den Bundestag zu wählen. Nun erlebte ich eine lebendige Demokratie, in der laufend sachpolitische Diskurse über alle möglichen Fragen geführt werden. Es war die Zeit der grossen Öffnungsabstimmungen. Und die Schweizerinnen und Schweizer liessen sich überzeugen vom Uno-Beitritt und von einer sanften europapolitischen Öffnung. Auch wenn die direkte Demokratie ihre Schwächen hat, etwa ihre Anfälligkeit auf populistische Verführung, birgt sie doch ein unglaubliches Potenzial – nämlich permanent im Gespräch zu sein. Wenn ich Bundesrätin wäre, würde ich diese Stärke noch viel entschiedener nutzen. Offensiv den Dialog mit der Bevölkerung suchen. Bei den Leuten sein und zuhören, wo der Schuh drückt und welche Ideen die Menschen haben. Offen und klar für die eigenen Überzeugungen einstehen, gerade in der Europapolitik, wo wieder wichtige Entscheide anstehen. Auf den sozialen Medien die Diskussion weiterführen und damit die Chancen der Digitalisierung nutzen, die der direkten Demokratie einen regelrechten Innovationsschub geben kann. Die Politik muss noch viel entschiedener als das permanente Gespräch über die gemeinsame Gestaltung von Gegenwart und Zukunft verstanden und genutzt werden.»
Scholten, CEO & Managing Partner GENTINETTA*SCHOLTEN GmbH und Managing Partner & VRP BERTA Kommunikations AG
«Obschon die Bevölkerung in keinem anderen Land der Welt über so viele Themen abstimmt wie in der Schweiz, weisen Schweizer Jugendliche im Vergleich mit 27 anderen Ländern unterdurchschnittliche Werte im Bereich der politischen Bildung auf. Wäre ich Bundesrat, würde ich die politische Bildung aktiv fördern. Mit der Digitalisierung haben sich auch die Informationen ins Internet verschoben und sind zu einer regelrechten Flut angestiegen. Es ist oft schwierig, sich in dieser Fülle zurechtzufinden und die Informationen richtig zu interpretieren und ihnen die nötige (Ir-)relevanz beizumessen. Auch deshalb brauchen wir eine politische Bildung, mit welcher die Medienkompetenz gefördert wird. Damit wir auch in Zukunft fundierte und gute Entscheide treffen können, die unsere Nation voranbringt.»
Tobias Vögeli, Student
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