Ein Austausch mit Klara Sekanina, Direktorin Schweizer Studienstiftung
Das aktuelle Chancenbarometer bestätigt einmal mehr, dass fast die Hälfte aller Schweizer:innen in den gesellschaftlichen Herausforderungen unseres Landes grosse Chancen für Veränderungen sehen. Welche Chancen verbinden Sie mit der Schweiz von 2024?
Bei uns gestalten Bürger:innen mit – sei es im Grossen wie im Kleinen. Mit der Teilnahme an Abstimmungen wie auch mit ehrenamtlichem Engagement in Vereinen und Stiftungen wie der Schweizerischen Studienstiftung. Diese grosse Möglichkeit der Mitgestaltung unserer Gesellschaft ist auch im Jahre 2024 eine Qualität, die global ihresgleichen sucht.
Warum ist der generelle Chancenblick für die Schweiz und ihre Zukunft entscheidend?
Um eine gemeinsame Zukunft zu gestalten ist es nötig, die Bedürfnisse der Menschen in ihrer Vielfalt abzuholen und diese zu berücksichtigen.
Welche Rolle spielen (spielten) Chancen in Ihrem Leben?
Eine sehr wichtige, denn Chancen sind Angebote, die man bereit sein sollte zu nutzen. Ich hatte und habe das grosse Glück, dass viele Menschen ihr Vertrauen in mich setzten, und ich habe Vertrauen in mich gesetzt. Ich komme aus der Forschung und habe mich in Folge über 20 Jahre mit Innovation, Innovationssystemen und Transformation befasst. Innovation und Transformation beginnt und endet immer mit Menschen. Unter den richtigen Rahmenbedingungen blühen Individuen und Organisationen auf und Herausforderungen können kreativ, innovativ und mutig machen.
In meiner Jugend hat mich die griechische Mythologie fasziniert, die Geschichten von Gött:innen und Held:innen. Mir gefällt das Bild von Kairos, dem Gott des richtigen Augenblickes. Ein junger Gott mit Flügeln an Fersen und Rücken, einer Tolle am Vorderkopf und einem kahlen Hinterkopf. Es gilt, die günstige Gelegenheit beim Schopfe zu packen, denn wenn sie vorbei ist, gibt es am kahlen Hinterkopf nichts mehr zu greifen. Manche Türen bleiben ein Leben lang offen, manchmal kommt es auf das richtige Timing an. Ich bin durch viele Türen gegangen und nun in einer Position, die es mir ermöglicht, anderen Türen zu öffnen. Durchschreiten muss man aber immer selbst.
Am 10. September 2024 erscheint die 5. Ausgabe des Chancenbarometers mit dem Schwerpunktthema «Die 10-Millionen-Schweiz». Sehen Sie das Bevölkerungswachstum in der Schweiz eher mit Chancen oder Herausforderungen verbunden?
Das Bevölkerungswachstum in der Schweiz ist eine Chance, weil jeder Mensch ein grosses Potenzial in sich birgt – dieses gilt es zu nutzen. Die Herausforderung der Schweiz besteht darin, zu stärken, was uns zusammenhält: Institutionen wie die Schweizerische Studienstiftung können hier beispielsweise im Umfeld der Hochschulen mit ihrem Engagement über Sprach- und Disziplingrenzen hinaus einen immensen Dienst leisten.
Tun wir (die Schweiz) das Richtige, um das Positive, das mit dem Bevölkerungswachstum einhergeht, zu nutzen?
Die Schweiz bietet allen Menschen die Möglichkeit, sich stetig weiterzubilden. Unser starkes durchlässiges Bildungssystem bietet jedem Menschen die Chance, bis ins hohe Alter weiter daran zu arbeiten, das eigene Potenzial optimal zu nutzen. Gerade unser System der Mitgestaltung und Mitbestimmung bietet die Rahmenbedingungen, dass aus kleinen Veränderungen die Voraussetzungen für Veränderungen im Grossen entstehen.
Welche Auswirkungen wird die mögliche «10-Millionen-Schweiz» auf die Schweizerische Studienstiftung haben?
Eine Schweiz mit mehr Menschen ist eine Schweiz mit einer grösseren Anzahl diverser Lebensläufe. Die Schweizerische Studienstiftung fördert junge Menschen, bietet Freiräume und ermutigt zu Offenheit, Neugier auf Veränderung und Verantwortungsübernahme. Eine Institution wie die Schweizerische Studienstiftung wird daher ihre Daseinsberechtigung weiter festigen können, weil es umso wichtiger wird, sich gegenseitig kennenzulernen und Gemeinsamkeiten zu entdecken, je mehr Menschen in der Schweiz leben. Das gemeinsame Kennenlernen fördert den Zusammenhalt und diesen gilt es zu stärken.
SD21 Ambassadors gestalten mit
Die Schweiz wächst. Unser Bevölkerungswachstum ist eines der grössten in Europa, und Prognosen gehen davon aus, dass diese Entwicklung weiter anhält. Kommt bald die «10-Millionen-Schweiz»? Die Frage polarisiert – umso wichtiger ist ein gesellschaftsübergreifender Dialog, der auf einen gemeinsamen Konsens zielt.
Darum braucht’s Persönlichkeiten mit spür- und sichtbar eigener Authentizität, die über die Chancen und Herausforderungen des Bevölkerungswachstums berichten. Die mit ihren Perspektiven inspirieren und unseren Horizont erweitern. Regelmässig portraitieren wir deshalb Unternehmer:innen, Meinungsmacher:innen, Entscheidungsträger:innen und junge Wilde mit Ecken und Kanten. Sie sind die SD21-Ambassadors.