Du als internationaler Geschäftsmann, inwieweit hat Ihnen der Blick über den Tellerrand (über die Landesgrenzen hinaus) geholfen, um in Ihrem Beruf erfolgreich zu sein?
Es gibt so viele Wahrheiten wie Menschen. Um global erfolgreich zu sein, muss man einen wichtigen Schweizer Wert leben, den Kompromiss. In der Schweiz haben wir als Eidgenossen täglich mit Andersheit zu tun (vom Tessiner Händler mit südlichem Flair, zum Weinbauer aus der Waadt bis zum Zürcher Bänker in Schale). Diese nicht zu bewerten, sondern als Bereicherung zu sehen, macht uns zu Schweizern. Mit der gleichen Einstellung ist man auch global erfolgreich.
Welche Erfahrung im Ausland hat Sie massgeblich geprägt?
In Kirgistan hat mich eine muslimische Familie zu sich spontan in die Jurte eingeladen, als vorbeigelaufener Ehrengast wurde das letzte Schaf geschlachtet. Eine solche Gastfreundschaft und Willkommenskultur ist rar und hat mich stark geprägt.
Auf was haben Sie sich bei Ihrer Rückkehr in die Schweiz am meisten gefreut?
Auf die Tatsache, dass bei uns alles läuft, dass wir mit unseren kantonalen Behörden sprechen können, dass wir am politischen Geschehen teilnehmen und als mehr oder weniger einzige direkte Demokratie der Welt ein Freiheitsniveau geniessen, das weltweit einzigartig ist.
Welche Perspektive sollte die Schweiz stärker erkennen, im Kontext der internationalen Vernetzung?
Wir sind ein Teil der Welt, Schweizer Unternehmer sind in allen Märkten präsent. Unser Wohlstand besteht dank unserer Fähigkeit, spezialisierte Güter und Dienstleistungen global gewinnbringend abzusetzen. Wir müssen mit unseren Nachbarn arbeiten, eine bilaterale Partnerschaft mit Europa ist matchentscheidend, damit der Wohlstand an die nächste Generation Schweizer weitergegeben werden kann.
Wie sähe eine Schweiz ohne Europa aus?
So wie im 18. Jahrhundert. Als die reichen industrialisierten Engländer uns besuchten war der Durchschnitt der Kinder pro Familie mehr als 10, barfuss meistens und die arbeiteten natürlich mit ihren Eltern mit. Als ehemals ärmstes Land Europas haben unsere Vorfahren dank Unternehmertum, Fleiss und globalem Handel gewaltiges erreicht. Aber auch Rom war mal gewaltig…
Fakten sprechen lassen
„Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist mit 45% Exportanteil die grösste Exportbranche der Schweiz! Die Bilateralen sind für diese Branche eine entscheidende Voraussetzung für den geregelten Zugang zum EU Markt und damit ein wichtiger Standortfaktor für internationale Pharma- und Chemieunternehmen in der Schweiz. D.h. im Umkehrschluss: erodieren die Bilateralen wird auch international die Schweiz als Standort immer unattraktiver. Diese Betrachtung wird von den EU-Gegnern völlig ausgeblendet. Nebst der Freizügigkeit und den technischen Handelshemmnissen, die über die Bilateralen geregelt sind, spielt gerade im chemisch-pharmazeutischen Bereich die Forschungszusammenarbeit eine zentrale Rolle.“
SD21 Ambassadors bewegen die Schweiz
Schweizer:innen erkennen Chancen in der Gestaltung unserer Beziehungen mit Europa, wie das Chancenbarometer zeigt. Wir müssen diese aber auch nutzen – mutiger und reformwilliger werden. Dies gelingt nur dann, wenn Dialog stattfindet und auf einen gemeinsamen gesellschaftlichen Konsens gezielt wird.
Dafür brauchen wir Persönlichkeiten, die unseren Horizont erweitern und uns inspirieren können. Wir brauchen SD21-Ambassadors. Regelmässig portraitieren wir Unternehmer:innen, Meinungsmacher:innen, Entscheidungsträger:innen und junge Wilde, die uns einen anderen Blick auf unsere Heimat geben.