Der Milizgedanke im politischen System der Schweiz soll unter anderem dazu beitragen, dass die Politikerinnen und Politiker den Alltag der Bevölkerung kennen und dadurch bessere Entscheidungen treffen. Wie praxistauglich diese Theorie ist, hängt allerdings davon ab, welche Berufsgruppen in den Parlamenten, Kommissionen und Ausschüssen vertreten sind. Diesbezüglich hat 20 Minuten den National- und Ständerat unter die Lupe genommen. Daraus resultierten aufschlussreiche Zahlen zu den Berufen der 246 Parlamentarierinnen und Parlamentarier (zwei Sitze sind zurzeit nicht besetzt), die in der nachfolgenden Grafik zusammengefasst sind.
Die Zahl der Berufspolitiker zeigt, dass die Theorie des Milizgedankens in der Praxis nicht konsequent umgesetzt wird. Es ist sogar zu beobachten, dass immer mehr Politikerinnen und Politiker neben ihrem Mandat keiner beruflichen Tätigkeit mehr nachgehen. Vor allem aus Zeitgründen mag dies aus einer persönlichen Perspektive verständlich sein, für die Schweiz insgesamt halte ich es aber für eine problematische Entwicklung. Der Wissenstransfer und eine gewisse Bodenhaftung gehen verloren, wodurch es immer schwieriger wird, dass Gesellschaft, Wirtschaft und Politik wieder eine gemeinsame Sprache finden. Zu diesem Thema durfte ich in der Handelszeitung einen Essay veröffentlichen (PDF).
Eine zweite Zahl in der Grafik, die aus der freiheitlichen und unternehmerischen Perspektive des SD21 wichtig ist, betrifft die Unternehmer im Parlament. Sie können Gegensteuer geben auf der Fahrt in Richtung Berufsparlament und wissen, was es heisst “Skin in the Game” zu haben, worüber sich Werner Kieser, Gründer der gleichnamigen Fitness-Studios, in diesem Interview äussert. Aktuell zeigt die Kandidatur von Roger Köppel, wie mehr Unternehmer die Chance ergreifen könnten, ihre Erfahrungen und Expertise in die Politik einzubringen. Dies gilt unabhängig von der Partei – schliesslich ist Köppel wie in einem Interview erwähnt selbst nicht sicher, ob er in die SVP passt. Ebenso sollten Unternehmerinnen und Unternehmer nicht nur für den Nationalrat, sondern auf allen Stufen des politischen Systems der Schweiz kandidieren. Sie können zeigen, dass das Milizsystem und Unternehmertum perfekt zusammen passen wenn es darum geht die Zukunft der Schweiz zu gestalten.