„Ist mehr immer besser?“, „Wie viel ist genug?“ oder „Reduce to the max!“. Die Suffizienz – eine zur Konsistenz- und Effizienzstrategie komplementäre Nachhaltigkeitsstrategie – wirft die Fragen auf, wie sinnvoll es ist, stets und unbedingt nach materiellem Wachstum zu streben und welche Vorzüge genügsame Lebensstile mit sich bringen können. Die Suffizienz rückt damit eine normative Perspektive in den Fokus der Nachhaltigkeitsbestrebungen. All diesen Strategien gemein ist das Ziel, die Umwelt zu schonen, sowie den voranschreitenden Klimawandel in Grenzen zu halten. Und zwar indem attraktive nachhaltige Lösungen entwickelt und der Gesellschaft zugänglich gemacht werden.
Eine Schwierigkeit der Suffizienz liegt allerdings bereits in ihrem Namen verborgen: Suffizienz bedeutet so viel wie Verzicht und Verzicht stellt in unserer Gesellschaft einen negativ besetzten Begriff dar. Normative Ansätze wie der Suffizienzansatz sind allerdings nur dann zielführend, wenn sie in der Bevölkerung breiten Rückhalt geniessen. Deshalb wurde in den letzten Jahren versucht, neue positiv konnotierte Wörter oder Slogans mit dem Suffizienzbegriff zu verknüpfen: „Entrümpelung“, „Entschleunigung“, „Entkommerzialisierung“ oder „einfach besser leben“ sind nur einige Beispiele. Damit Suffizienz breit gelebt wird, ist ein umfassender Wertewandel nötig. Werte sind jedoch zeitlich stabil und veränderungsresistent, weshalb diese Veränderungen nicht von heute auf morgen stattfinden, es erfordert kleine, wiederholte Schritte im Alltag und die Festigung dieses Verhaltens zu neuen sozialen Normen. Erste Trends gehen bereits in die entsprechende Richtung. Immer öfter erhalten suffiziente Lebensstile mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Beispiele sind der aus den USA bekannte Tiny House-Trend, der Boom von Repair-Cafés, die Beliebtheit handgemachter Produkte gegenüber aus China importierter Ware, (Anti-)Food Waste Bewegungen etc.
Damit Suffizienz aber auch weiterhin und vor allem auch in der Breite verstärkt mit positiven Werten wie Freiheit oder Trendbewusstsein assoziiert wird, sind neue Konzepte gefragt. Innovative Ideen von kreativen Köpfen, die nicht nur „Ökofans“ ansprechen, sondern auch den Nerv der Gesellschaft treffen, sind daher dringend gefragt.
Im Rahmen von drei Werkstätten soll deshalb in diesem Frühjahr Suffizienz im Kontext der Bereiche Wohnen, Mobilität und Konsum diskutiert werden. Die Stiftung Risiko-Dialog bietet in jedem dieser Themenfelder jeweils vier Initianten von innovativen Projekten die Möglichkeit, ihre Ideen einem praxiserfahrenen, interessierten und interdisziplinären Expertenteam vorzustellen und sich konstruktive Inputs für deren Weiterentwicklung abzuholen. Neben Experten aus den folgenden Organisationen WWF Schweiz, Impact Hub Zurich, Stadt Zürich – Abteilung Energie und Nachhaltigkeit, PUSCH, Eartheffect GmbH, Econcept AG, Crowdfunding Plattform 100-days.net, Stiftung Mercator Schweiz und der Stiftung Risiko-Dialog, wird auch die Geschäftsführerin des StrategieDialog21 und von ESSENCE RELATIONS GmbH, Nathaly Bachmann, zugegen sein. Am Ende wird in jeder Werkstatt eine Idee ausgewählt, die am meisten Potenzial hat. Die entsprechenden Gewinner erhalten die Möglichkeit, ihre Projekte im Herbst 2016 der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, sowie wichtige Kontakte zu knüpfen. Die Auswahl der Projektideen erfolgt aktuell über eine öffentliche Ausschreibung. Die Teilnahme ist kostenlos.
Ziel dieses Projekts ist es, originelle und dennoch gesellschaftsorientierte Suffizienz-Ideen zu unterstützen, eine Plattform für Networking zu bieten und das öffentliche Bewusstsein rund um suffiziente Strategien zu steigern – Strategien, die hoffentlich bald eine attraktive und trendige Form erlauben, das eigene Leben zu gestalten.