Ich glaube nur an Statistiken, die ich selbst gefälscht habe, soll Winston Churchill mal gesagt haben. Die Zeitung Le Temps hat am 27. Januar eine interessante Recherche in Ihren Spalten veröffentlicht („Pourquoi Berne a refusé de voir la vague migratoire“ – Artikel online nicht frei verfügbar). Diese ideologisch unverdächtige Analyse bestätigt Churchills Bonmot. Seit Jahrzehnten unterschätzt das Bundesamt für Statistik die Zuwanderungszahlen und verfehlt mit seinen Prognosen die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung in erheblichem Ausmasse. Das Bundesamt ist aber damit nicht nur unschuldige, ja vielleicht sogar naive Expertenbehörde, die eben eine mit statistischen Methoden schwer abzuschätzende Entwicklung nicht voraussehen konnte und damit einem bei Prognosen üblichen Irrtum erlegen ist. Nein, die Recherche des Le Temps zeigt, dass die Prognosen bewusst manipuliert worden sind, weil die Zuwanderung seit Jahrzehnten ein Politikum darstellt und insbesondere der Bundesrat bewusst eine Verniedlichung der Problematik als wünschenswert erachtete. Das Bundesamt ging sogar soweit, abweichende demographische Berechnungen von Experten wie Avenir Suisse mit Auftragsverweigerung zu beantworten. Auch hat das Bundesamt bewusst mit seinen Statistiken und mit seinem Ruf als Expertenbehörde den Prognosen eine Richtung gegeben, die politisch erwünscht schien.
Dies muss jedem Bürger zu denken geben, wird er doch offenbar systematisch nicht nur von der Politik sondern auch von der Verwaltung an der Nase herumgeführt. Eine inhaltliche Kontrolle der Arbeit der Verwaltung und der Behörden ist dringend nötig. Und was das Bundesamt für Statistik tut, wird wohl auch in andern Zweigen der Verwaltungen, Bundes- wie Kantonalverwaltungen, üblich sein. Da muss man sich auch nicht wundern, wenn auch künftig Initiativen wie die Zuwanderungsinitiative lanciert werden.